Montag, 8. September 2014

OFFENER BRIEF

Die Kids gehen zur Schule. Sie sind echt mutig. Zwischen all den Brasilianern. Die wenigsten sprechen englisch.Sie schlagen sich so durch, jeder mit der ihm eigenen Art: Arthur mit Coolness und seiner ruhigen, entspannten Art, Jette mit "social sein / Händchen halten / Konsens herstellen und Mila, die sonst eher extrovertiert ist, tut sich am schwersten, weil es ihr am schwersten fällt, gar nicht so zu sein, wie sie sonst ist. 

Jette war gestern schon verabredet und hatte einen tollen Tag in der Stadt. Wir wurden daraufhin von der Mutter auf die Familienfarm am nächsten Wochenende eingeladen. Bin sehr gespannt. Es soll 8 Pferde geben. Und wir, die wir so wenig portugiesisch sprechen und verstehen, 3 Tage mit einer Familie, die wir nicht kennen... und die kein Englisch spricht.

Wir haben angefangen mit Portugiesisch Stunden. Es ist echt eine Herausforderung wieder richtig zu lernen, denn alles wird schnell zusammengezogen und spricht sich so anders, als es sich schreibt. Ich bin gespannt. Wir haben eine ganz nette Lehrerin gefunden, Jussara, die 10 Jahre in Kassel gelebt hat. Brasilianisch, fröhlich, mit etwas deutscher Prägung.

Die Kontraste hier sind riesig. 3 oder 2te Welt mit starken Einflüssen aus Amerika. Viel ungesundes Essen, überall Fernsehen non Stop, Fitnessstudios und viele moppelige Leute, besonders Kids. Unser Leben hier ist nicht gerade günstig, fast so teuer wie Deutschland. Aber wir kaufen eben auch (noch?) im Supermarkt ein und nicht auf der Straße.  Grundversorgung kostet fast nichts.

Ja, die Gegend hier um Salvador ist gewöhnungsbedürftig. Salvador selbst hat schon Charme, finde ich. Das Pelourinho (Altstadt) jedenfalls. Waren neulich mal Abends ohne Kinder in einer Bar mit Einheimischen (ohne den Tip von Markus hätten wir uns alleine niemals reingetraut)und zum Jazz bei Gironnimo auf der Treppe vor der Kirche. War eine tolle Stimmung. Noch nicht so touristisch, aber eben nicht mehr völlig fertig. Viel Polizei. noch vor wenigen Jahren, bevor das Zentrum UNESCO Weltkulturerbe wurde konnte man sich nicht hertrauen.


Hier Draussen, wo wir wohnen ist es sehr schön, eigentlich ein Paradies. Hier haben viele Salvadorianer ihre Ferienhäuser und einige wohnen auch hier. Der Strand ist traumhaft. Es ist sehr einsam, sicher und  gut bewacht. Aber da wir ja kaum jemanden  kennen und es Abends um 18.00h dunkel wird, sitzen wir alle mehr vorm PC/handy etc als mir lieb ist.

Uns passieren hier auch kleine, kuriose Dinge: waren zb. gestern in einem Restaurant, dachten brasilianisch, setzten uns und es kamen laufend Kellner mit Pizza vorbei, die uns etwas auf den Teller legen wollten Wir sagten die ersten Male NEIN, da wir ja brasilianisch essen wollten, bis wir endlich gecheckt haben, das es ein Rodizio Pizza war, das heißt, genau wie beim Rodizio, wo einem am laufenden Band Fleisch gebracht wird, wurde einem da ständig Pizza gebracht. Genau das, was ich an dem Abend gar nicht essen wollte, weil es das,  hier an jeder Ecke gibt.

Ein anderer kleiner Schock, den wir erlebten war, als Mila mit einem Mädchen aus ihrer Klasse (Paloma) verabredet war und wir sie dort vorbeibringen wollten, mussten wir feststellen, dass es eine völlig andere Paloma war, die gern mit Mila spielen wollte, die Mila kaum kannte, die aber durch das Sekretariat organisiert hatte, dass sie mit Mila spielen konnte. Mili war so geschockt, dass ich dann den ganzen Morgen bei der Family saß und mit 3 Worten portugiesisch eine Unterhaltung versuchte in Gang zu halten. Englisch geht hier gar nicht, obwohl sie es alle in der Schule lernen.

Ansonsten sind die Leute hier sehr nett, gar nicht aggressiv, kein Rassismus, aber ich vermisse Euch, gute Gespräche, Kultur, Inspiration. Was wirklich toll ist, ist die Sonne, die endlosen Strände, das Obst!!! (Avocados so groß wie Melonen, riesige Papayas = Mamaos, Melonen, sogar Maracuja schmeckt hier super..), Kokospalmen und neue Eindrücke. Back to the Basics, mal wieder schätzen lernen, was Deutschland zu bieten hat. 


Ist schon sehr herzlich hier: Alle küssen sich immer zur Begrüßung. Die Schüler zum Abschied, die Sekretärin in der Schule, die Eltern... Gestern wurden wir erst mal für den Werbeprospekt unserer Schule fotographiert. Als deutsches Aushängeschild für die Qualität der Schule. ;-)

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